Bei der Entwicklung des Einzelnen, insbesondere bei der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, greifen individuelle und soziale Bedingungen in einer komplexen Wechselwirkung ineinander. Für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bedeutet dies, nicht nur die alters- und entwicklungsbedingten Besonderheiten in die therapeutische Arbeit einfließen zu lassen, sondern auch den aktiven Beitrag zu würdigen, den Kinder und Jugendliche zur Aufrechterhaltung oder Weiterentwicklung ihres Familiensystems leisten.
Das Curriculum orientiert sich an den altersspezifischen Besonderheiten und Entwicklungsaufgaben von Kindern und Jugendlichen und ihren Familien. Dabei werden auch Ergebnisse der Hirnforschung und der Bindungsforschung diskutiert. Ein wesentlicher Gesichtspunkt für die Hypothesenbildung, die Erarbeitung von Interventionen und die Wahl des Settings ist die Berücksichtigung der Loyalitätsbindungen. Auch die Bedeutung von Traumata und deren Bewältigungsstrategien für die kindliche und familiäre Entwicklung werden unter der Mehrgenerationenperspektive in den Blick genommen.
Medizinisch-psychologische Diagnosen und die daraus folgenden therapeutischen Interventionen werden in ihren Auswirkungen auf das familiäre System und auf erweiterte Systeme problematisiert.
In den Modulen werden unterschiedliche Settings, therapeutische Interventionen, Testdiagnostik und der besondere Zugang zu Kindern und Jugendlichen mit entsprechenden Methoden und Materialien vorgestellt. Auch rechtliche Aspekte und Grundlagen der Jugendhilfe werden thematisiert.
In allen Modulen wird auch eine Phase der Selbstreflexion der TeilnehmerInnen in Bezug auf die eigenen Erfahrungen in und mit der jeweiligen Entwicklungsphase integriert. Das gesamte Curriculum umfasst sechs Module von jeweils drei Tagen Theorievermittlung und praktische Übungen sowie sechs Supervisionstage. Die Gruppengröße ist begrenzt.
Es handelt sich um ein Baukastensystem, d.h. die einzelne Module können auch an den kooperierenden SG-Weiterbildungsinstituten (siehe Spalte rechts) belegt werden. Die Supervisionstage sind einzeln buchbar.
Teilnahmevoraussetzung
In der Regel wird ein Hochschul- oder Fachhochschulabschluss vorausgesetzt; ausserdem eine abgeschlossene systemische Weiterbildung und die Möglichkeit zur beraterisch-, pädagogisch-, therapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Seminarraum im Kinderschutzzentrum Köln
Weiterbildungsinhalte
Es handelt sich um ein Baukastensystem und einzelne Module können auch an den kooperierenden SG-Weiterbildungsinstituten (siehe rechte Spalte) belegt werden. Die Supervisionstage sind einzeln buchbar.
- Modul 1: Entwicklungsphase 0 – 3 Jahre
- Modul 2: Entwicklungsphase 4 – 6 Jahre
- Modul 3: Entwicklungsphase 7 – 12 Jahre
- Modul 4: Entwicklungsphase 13 und folgende Jahre
- Modul 5: Spezifische familiäre Situationen
- Modul 6: Übergang ins Erwachsensein
Modul 1 Entwicklungsphase 0 – 3 Jahre
- Lebensgeschichtliche Erfahrungen der Elternteile in ihren Auswirkungen auf das pränatale Beziehungsgeflecht
- Von der Dyade zur Triade
- Zwischen früher Abhängigkeit und ersten Autonomiebestrebungen
- Mehrgenerationenperspektive (u.a.) im Hinblick auf Delegation, Konfliktgestaltungsmuster, Familiengeheimnisse
- Geschwisterposition
- Bindungsmuster auf dem Hintergrund der familiären Tradition
- Feinfühligkeit, Affektregulation
- Säuglingsforschung
- Einbeziehung von erweiterten Systemen
- Frühförderung
Modul 2 Entwicklungsphase 4 – 6 Jahre
- Balance zwischen Bindung und Autonomie, insbesondere auf dem Hintergrund elterlicher Bedürftigkeit
- Kontakte zu Gleichaltrigen
- Entdeckung der eigenen Körperlichkeit und der des anderen Geschlechts
- Spezifische Beziehung zum anderen und gleichgeschlechtlichem Elternteil
- Beziehungsaufnahme zu Personen außerhalb der Familie
- Wechselwirkung zwischen außerfamiliärem (Kindergarten) und dem familiärem System
- Selbststeuerung von körperlichen Ausscheidungen
- Sprachentwicklung, Sensomotorische Entwicklung
Modul 3 Entwicklungsphase 7 – 12 Jahre
- Schulische Entwicklung auch auf dem Hintergrund familiärer Erwartungen und Idealbildung
- Konzentrationsfähigkeit und Impulskontrolle
- Weiterentwicklung der körperlichen, intellektuellen und kreativen Fähigkeiten
- Soziale Kompetenzen
- Erweiterung der Außenkontakte
- Wechselwirkung zwischen Familie, Schule, Gleichaltrigen und deren Familien
- Selbstwahrnehmung und -bestimmung in der vorpubertären Phase
Modul 4 Entwicklungsphase 13 Jahre und folgende Jahre
- Psychosexuelle Entwicklung und deren inner- und außerfamiliären Auswirkungen
- Erste sexuelle Erfahrungen in Paarsystemen
- Besondere Bedeutung des Systems Peergruppe
- Elterliche Präsenz und elterliche Autorität in der Pubertät
- Jugendkulturelle Einflüsse und deren Herausforderungen für die Familie
- Schulische Entwicklung und berufliche Orientierung
Modul 5 Spezifische familiäre Situationen
- Migrationshintergrund
- Chronisch somatische oder psychische Erkrankung
- Erwerbslosigkeit
- Trennung, Scheidung, Stieffamilie, Adoptionsfamilie, Pflegefamilie, Fremd- oder Heimunterbringung
- Stationäre Aufenthalte in Kliniken und Psychiatrien
- Auswirkungen von traumatischen Erfahrungen
- Jugendhilfe, Koordination von Helfersystemen
Modul 6 Entwicklungsphase: Übergang in das Erwachsensein
- Zwischen Loyalität und Autonomie; bezogene Individuation
- Bedeutung der Paarbeziehung auch auf dem Hintergrund familiärer Aufträge
- Ausbildung und Erwerbsleben; Entwicklung der beruflichen Identität
- Rituale für Übergänge und Abschiede auch unter der Berücksichtigung von therapeutischen Prozessen
Aufbau und Umfang der Weiterbildung
Das Curriculum setzt sich aus folgenden Bausteinen zusammen:
- Theorie- und Methodenvermittlung ( 156 WE )
- Supervision ( 54 WE )
- Lerngruppentreffen ( 50 LE )
- Literaturstudium ( 50 LE )
- Praxisdokumentation ( mindestens 50 LE)
- Abschlussarbeit eines Beratungs- oder Therapieprozesses
WE = Weiterbildungseinheit a 45 Min. mit Dozenten
LE = Lerneinheit a 45 Min. ohne Dozenten
Anerkennung der Weiterbildung
Teilnehmer, die das gesamte Curriculum absolvieren und eine abgeschossenen systemische Weiterbildung haben, erhalten ein Zertifikat „Psychoanalytisch-systemische/r Kinder- und Jugendlichentherapeut/in“. Auf Antrag stellt die Systemischen Gesellschaft einen Weiterbildungsnachweis aus. Für die jeweiligen Module können Fortbildungspunkte bei der Psychotherapeutenkammer NRW beantragt werden.
Anmeldung
Die aktuelle Aufbauweiterbildung läuft noch bis 23. Januar 2021.
Das Modul 6 kann auch einzeln gebucht werden:
Modul 6: 21.-23. Jan. 2021 + Supervisionstag am 12. Dez. 2020
Bei Interesse wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstelle.
Kurstermine 2021-23
donnerstags jeweils von 10 – 18 Uhr,
freitags, samstags und sonntags jeweils von 9.30-18.00 Uhr
Modul 1: 04.-06. Nov. 2021
Supervisionstag: 28. Jan. 2022
Modul 2: 17.-19. März 2022
Supervisionstag: 29. Feb. 2022
Modul 3: 05.-07. Mai 2022
Supervisionstag: 26. Aug. 2022
Modul 4: 08.-10. Sept. 2022
Supervisionstag: 04. Nov. 2022
Modul 5: 17.-19. Nov. 2022
Supervisionstag: 09. Dez. 2022
Modul 6: 27.-29. April 2023
Supervisionstag: 24. Februar 2023
Alle Termine befinden sich außerhalb der NRW-Schulferien.
Für Ihre Anmeldung laden Sie bitte den Bewerbungsbogen hier herunter.
DozentInnen (Kursleitung)


Bewerbungsfrist
01. Juli 2021
Anmeldungen zu den einzelnen Modulen: jederzeit möglich
Informationsgespräch mit den Dozenten
Mai 2021 - Termin und Ort werden rechtzeitig bekanntgegeben (bei Interesse bitte anmelden: info@apf-koeln.de)
Kursgebühr
Pro Modul € 510,-
Jedes Modul besteht aus:
Theorievermittlung
(3 Tage – insgesamt 26 WE) € 390,-
und Supervision (1 Tag a 9 WE) € 120,-
Die Teilnahmegebühren bei einer kompletter Buchung betragen € 2.900,-
Für das Abschlusszertifikat wird eine Verwaltungsgebühr von € 80,- berechnet.
Frühbucherrabatt
Bei Anmeldung drei Monate vor Bewerbungsfrist wird ein Frühbucherrabatt von 5 % der Gesamtkursgebühr eingeräumt.
Förderzuschuss
Aktuelle Informationen über einen Förderzuschuss zu den Weiterbildungskosten (Bildungsscheck/Bildungsprämie ab 1.1.2015 max. Förderung 500,- €) entnehmen Sie bitte unter www.bildungsscheck.de bzw. www.bildungspraemie.info
Kooperierende SG-Weiterbildungsinstitute
Institut für Familientherapie Weinheim
www.if-weinheim.de
Verband Internationaler Institute für Systemische Arbeitsformen, Marburg e.V.
www.mics.de
Institut für systemische Studien Hamburg e.V.
www.systemischestudien.de