Abstracts der Vorträge der APF/SG-Jubiläums-Tagung 2018
Die Veränderungen der letzten Jahre innerhalb der Jugendhilfe haben erhebliche Auswirkungen auf die Gestaltung des Arbeitsalltags und auf die Begegnung mit Klienten und Kollegen geführt. Die Jugendhilfe erwies sich einmal als "Hochburg" systemischen Denkens und Arbeitens für viele Sozialpädagogen, Sozialarbeiter und andere Fachkräfte. Die harten Realitäten haben dazu geführt, dass vielfach neoliberales Gedankentum sich "unerkannt" vermischt mit zentralen Begriffen wie "Lösungsorientierung" und "Ressourcenorientierung". Vor allem eine ursprünglich hohe Aufmerksamkeit für den "Kontext" im Leben der Klienten hat einen Bedeutungsverlust erlitten, der sich gravierend auf eine s o z i al p ä d a g o g i s c h e Arbeit mit Familien auswirkt. Dies alles hat nicht nur erhebliche Auswirkungen auf die identitätsstiftenden Momente systemisch orientierter Fachkräfte, sondern auch auf die Rahmenbedingungen der Arbeit. Die Bestrebungen um eine Reform des SGB VIII Reform haben gezeigt, dass systemisches Denken und Arbeiten nicht nur in ihren Grundüberzeugungen "überrollt" wird, sondern auch die Arbeitsrahmungen systemisches Arbeiten in erheblichem Umfang beeinträchtigt bzw. sogar verhindert. Dies geht einher mit einem Mangel an Diskussion über Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die alltägliche Gestaltung innerhalb der systemischen Szene sowie mit einem hohen Defizite theoretischer Diskurse. Es gilt daher eine Bestandsaufnahme zu formulieren und in eine Diskussion darüber zu treten.
Dr. Marie-Luise Conen, Dipl.-Psych., Dipl.-Päd., M.Ed (Temple University),
Paar- und Familientherapeutin, Supervisorin, Fortbildnerin, Leiterin des Context-Instituts für systemische Therapie und Beratung, Berlin; zahlreiche Veröffentlichungen.
Die Anforderungen an die MitarbeiterInnen im sozialpädagogischen Alltag der Jugendhilfe sind erheblich. Sie haben mit einer Vielzahl von Personen, Aufträgen und Situationen zu tun, auf die sie in differenzierter Weise und mit weit mehr als nur mit Beratung reagieren müssen. Dennoch scheint innerhalb der systemischen Verbände das Verständnis für dieses komplexe Arbeitsfeld eher gering zu sein: Dort stehen meist Therapie, Supervision und Coaching im Vordergrund. Dabei sind die sozialarbeiterischen Tätigkeiten in der Jugendhilfe im Grunde mindestens so anspruchsvoll und herausfordernd wie Therapie – und könnten auch entsprechend wahrgenommen und gewürdigt werden.
Johannes Herwig-Lempp, Prof. Dr., Diplom-Sozialpädagoge, Systemischer Sozialarbeiter (DGsP), Fortbilder und Supervisor. Professor an der Hochschule Merseburg für Systemische Sozialarbeit/ Sozialarbeitswissenschaft.
Leiter des ersten deutschen Masterstudiengangs Systemische Sozialarbeit. Autor von „Ressourcenorientierte Teamarbeit“ (4. Aufl., Göttingen 2016, Vandenhoeck & Ruprecht).
Schule und Jugendhilfe – beide wollen Kinder und Jugendliche fördern und auf ihrem Weg ins Leben begleiten. Schule als eine Institution mit Bildungsauftrag zur Vermittlung von Wissen und Können, aber auch zur Wertevermittlung und Persönlichkeitsbildung.
Kinder- und Jugendhilfe zur Förderung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und zum Schutz vor Gefahren für ihr Wohl. Zunächst scheinen die Ziele und Inhalte also kompatibel, ja sogar wunderbar ergänzend.
Liegt es also an den Individuen, wenn sich LehrerInnen und MitarbeiterInnen der Jugendhilfe gegenseitig einen Mangel an Kooperation vorwerfen?
Man spricht von scheinbar unüberbrückbaren Unterschieden in der Organisationskultur beider Institutionen, von ihrem Selbstverständnis und den Herausforderungen in ihrer gesellschaftliche Akzeptanz – und deren scheinbar engen Zwangslogiken. Im Ergebnis helfen diese Erklärungen nicht, die daraus entstehenden Wechselwirkungen sind oft ungünstig und die Ressourcen viel zu wenig beachtet. Daher möchte ich im Vortrag Ideen für eine Öffnung der Erwartungen, Nutzung der vielfältigen Ressourcen und mögliche Alternativen in der Kooperation entwickeln.
Elisabeth Nicolai, Prof. Dr. sc. hum., Dipl.-Psych., Psych. Psychotherapeutin
1. Vorsitzende des hsi, Lehrende Therapeutin und Supervisorin, Prof. für Systemische Familienberatung an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, 2. Vorsitzende der DGSF. Schwerpunkte: Resilienz, Familien mit „schwierigen Jugendlichen“, Paartherapie bei Psychosen, Depression, Essstörung, Inhousetrainings SYMPA, Vortrags-, Fortbildungs- und Supervisionstätigkeit für Schule, Jugendhilfe, Beratungsstellen und Psychiatrische Kliniken; Autorin von Artikeln und Büchern u. a. „Wenn Krankenhäuser Stimmen hören“ und „SYMPAthische Psychiatrie“, „Systemische Streifzüge: Herausforderungen in Therapie und Beratung“.
In allem, was Menschen tun, drückt sich ihre Kultur aus, vom Essen über Reinlichkeit, von den sexuellen Gewohnheiten zu ihrer Beziehungsgestaltung, vom Umgang mit den Geburtsvorgängen bis zum Umgang mit Kranksein und Sterben. Kultur ist nicht statisch, sondern verändert sich ständig, und Kultur ist kontextuell. Beides gilt sowohl für die Kultur von Menschen mit Migrationshintergrund, wie auch für die ihrer Berater*innen und Therapeut*innen als Angehörigen der Mehrheitskultur. Diese sind allerdings in der Regel nicht gewöhnt, ihre eigene Kultur, ihre Verhaltensweisen und ihre Kommunikation auf dem Hintergrund dieses Kulturkonzepts und des Kontextes zu reflektieren. Sie nehmen ihre eigene Kultur oft nicht als kulturelle Konstruktion wahr und hinterfragen ihr eigenes Handeln daher nicht in Bezug auf die kulturelle Bedingtheit und die Kontextabhängigkeit.
Systemisches Denken ist in interkulturellen Kontexten besonders geeignet, da das sozio-kulturelle System der Klient*innen ebenso wie das Helfer-/Beratungssystem in die Reflexion über Kultur und kulturelle Gewissheiten wie z.B. Zuschreibungen, Stereotype und Klischees einbezogen wird. Diese sollten in ihrer Funktion als Instrument der Orientierung in unbekannten komplexen Systemen gewürdigt und zugleich in Frage gestellt werden. Unterschiede werden sich auch zeigen bei Themen der Selbstbeschreibung und Fremdbeschreibung. Berater*innen und Therapeut*innen sollten sich des eigenen Kontextes Kultur bewusst sein, um diese Themen aufgreifen und gemeinsam mit den Klient*innen reflektieren zu können. Daraus können kreative neue kulturelle Narrative entstehen.
Oestereich, Cornelia, Dr.med., Psychotherapeutin, Familientherapeutin und Psychiaterin; Lehrtherapeutin (SG) und Lehrende Supervisorin (SG) am Niedersächsischen Institut für Systemische Therapie und Beratung Hannover e.V.; 2005 bis 2013 Vorsitzende der Systemischen Gesellschaft (SG) Deutscher Verband für Systemische Forschung, Therapie, Supervision und Beratung e.V. Beiratsmitglied im NTFN – Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen e.V.1994-2007 Vorstandsmitglied im EMZ - Ethnomedizinisches Zentrum Hannover e.V; bis Ende 2017 Chefärztin einer psychiatrischen Klinik mit Pflichtversorgungsauftrag.
Literatur:
Hegemann, T, Oestereich, C. (2009/2017): Einführung in die Interkulturelle systemische Beratung und Therapie. Carl-Auer-Systeme Verlag, Heidelberg. Überarbeitete und ergänzte Auflage Dezember 2017
Oestereich, C., Hegemann, T. (2010): Interkulturelle Systemische Therapie und Beratung. PID 4/2010, S. 319-325
Oestereich, C. (2010): Entwicklung interkultureller Kompetenz im psychiatrischen Krankenhaus. In: Hegemann, T., Salman, R. (Hg.) Handbuch Transkulturelle Psychiatrie. S. 333-349. Psychiatrie-Verlag, Bonn
Oestereich, C., Hegemann, T. (2014): Kulturelle Kontexte: Kulturen und Milieus. In: Levold, T., Wirsching, M. (Hrsg.) Systemische Therapie und Beratung – das große Lehrbuch. S. 474-495. Carl-Auer-Systeme Verlag, Heidelberg
Oestereich, C. (2016) Systemische Perspektiven zur weltweiten Migration – Interkulturelle Orientierung in unübersichtlichen gesellschaftspolitischen Situationen. Systeme. Interdisziplinäre Zeitschrift für systemtheoretisch orientierte Forschung und Praxis in den Humanwissenschaften 30(1), S. 5–32 (2016).
Oestereich, C. (2017) Neugier, Respekt und Neutralität – Systemische Haltung in Wertediskussionen. Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung, 35. Jahrgang, 2/2017, S.67 - 71
Autorität als „große Erzählung“ hat ausgedient, aber das Vakuum, das sie hinterlässt, ist noch nicht wirklich befriedigend gefüllt. Das ist u.a. daran erkennbar, dass auf verschiedenen gesellschaftlichen Feldern der Autoritarismus wieder attraktiv wird. Doch dieser wäre die schlechteste Alternative, um das Vakuum zu füllen. Denn man bleibt so im Medium „Macht“.
Der Versuch jedoch, ausschließlich mit Mitteln der Macht in einen Zustand befriedigender zwischenmenschlicher Beziehungen zu gelangen, erreicht genau das Gegenteil von dem, was er anstrebt. Der Vortrag geht aus von den Begriffen der „Präsenz“ und der „neuen Autorität“, wie sie von Haim Omer ins Gespräch gebracht wurden und setzt sie in einen systemtheoretischen Kontext. Präsenz legt ein neues Verständnis von Autorität nahe. Die neue, die „kleine“ Autorität setzt auf Beziehung und ermöglicht es, vom Medium Macht auf ein anders Medium zu wechseln, etwa auf Bindung. Professionalität bedeutet zu wissen, in welchem Medium man sich vordringlich bewegt, welche „Sprache“ man spricht und manchmal auch, zwischen verschiedenen Medien bewusst wechseln zu können.
Prof. Dr. phil. Arist v.Schlippe, Dipl.-Psych.,
Seit 2005 Inhaber des Lehrstuhls „Führung und Dynamik von Familienunternehmen“ und
akademischer Direktor des Wittener Instituts für Familienunternehmen (WIFU) an der Privaten Universität Witten/Herdecke.
Davor war er 23 Jahre im Fachgebiet Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Osnabrück tätig.
Lehrtherapeut für systemische Therapie, sowie Lehrender Supervisor und Coach (SG), Lehrtrainer am Institut systemische Ausbildung und Entwicklung Weinheim, e.V.
Mitherausgeber der „Familiendynamik“
Lehrtherapeut für systemische Therapie, Lehrender Coach und Lehrender Supervisor(SG-Zertifikat), Lehrtherapeut und lehrender Supervisor am Institut für Familientherapie
Weinheim, Ausbildung und Entwicklung e.V.
1999-2005 Vorsitzender der Systemischen Gesellschaft (SG), (Berlin).
Mitherausgeber der Fachzeitschriften „Familiendynamik“ (Klett-Cotta), „Konfliktdynamik“ (Klett-Cotta; herausgebender Beirat) und „Systhema“
(Institut für Familientherapie, Weinheim); Mitherausgeber "Psychotherapie im Dialog" (Thieme-Verlag, von 2000-2006)
Wissenschaftlicher Beirat der Zeitschriften „Organisationsberatung, Supervision, Coaching“ (Verlag für Sozialwissenschaften), „Kontext“ (Vandenhoeck & Ruprecht) und
„Familienunternehmen und Stiftungen“ (Bundesanzeiger Verlag)
Wissenschaftlicher Beirat der Buchreihe „Systemische Forschung“ im Carl-Auer-Systeme-Verlag, Heidelberg
Wiss. Beirat der Osnabrücker Krebsstiftung
Ehrenmitglied des Lettischen Verbandes für Familientherapie, Riga;
der Systemischen Gesellschaft, Berlin und des BVPPT, Eschweiler
Abstracts der Workshop der APF/SG-Jubiläums-Tagung 2018
Vormittag 10.30 bis 13 Uhr
In diesem Workshop stelle ich einen systemisch-entwicklungsorientierten RAHMEN für Therapie, Beratung und Supervision vor. Menschen oder soziale Systeme entwickeln sich, sie werden geboren, wachsen, werden mehr, werden weniger, schrumpfen, und sterben. Es erscheint mir daher sinnvoll, Entwicklung als übergeordnete Idee zu wählen.
In einer entwicklungsorientierten Perspektive rücken Entwicklungsprozesse in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, Konfliktbearbeitung und Lösungsorientierung bilden keinen Gegensatz, und es ergeben sich eine Menge interessanter Fragen. Wie entwickelt sich die Beobachtung der Beobachter? Wie können wir gemeinsame Entwicklungsprozesse (Ko-Evolution) im konkreten Fall besser verstehen, angemessen begleiten und nachhaltig unterstützen? Welche Möglichkeitsräume - in der inneren Welt und in den äußeren Umgebungen – können geöffnet/eröffnet werden? Welche nicht?
In jedem Fall brauchen Menschen Entwicklungsräume. Das Konzept von Entwicklungsräumen eröffnet eine weiten Raum von Möglichkeiten, um systemisches Denken in lebendiges Handeln zu übersetzen. Das soll an konkreten Beispielen gezeigt und in ausgewählten Übungen erfahrbar werden.
Literatur:
Bleckwedel, J. (2008). Systemische Therapie in Aktion. Kreative Methoden in der Arbeit mit Familien und Paaren. Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen.
Bleckwedel, J. (2014). Entwicklungsdimensionen der Liebe. Wie Paarbeziehungen sich entfalten können. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
Jan Bleckwedel ist Psychologischer Psychotherapeut und Supervisor. Seit vielen Jahren bildet er Paar-und Familientherapeuten/-innen und Supervisoren/-innen aus, zuletzt in China;
mehr: www.janbleckwedel.de
Das „MindSet Achtsames Organisieren“ ist ein für die Soziale Arbeit entwickelter Methodenkoffer, um Achtsames Organisieren in der Teamarbeit zu fördern und zu unterstützen. Anhand unterschiedlicher Karten werden Facetten achtsamer Hilfepraxis beleuchtet und methodisch angeleitet. In der Arbeit mit dem MindSet etablieren Teams in einem strukturierten Dialog eine gemeinsame Haltung und entwickeln gemeinsame Vorstellungen und Handlungsweisen, wie Praktiken des Achtsamen Organisierens in der eigenen Arbeitspraxis umgesetzt werden. Ziel des Achtsamen Organisierens ist es, einen zuverlässigen Umgang mit Unsicherheit, Risiken und kritischen Ereignissen zu fördern.
Der Ansatz des Achtsamen Organisierens gründet auf Forschungen zu Organisationen, die in dynamischen, komplexen und risikobehafteten Umwelten ihre Arbeit außergewöhnlich gut bewerkstelligen; den sogenannten High Reliability Organizations. Das Interesse dieser Forschungstradition besteht darin, herauszuarbeiten, was das Verbindende ist, was Organisationen in den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern befähigt, besonders zuverlässig im Umgang mit Unsicherheit und Risiken zu agieren. Die abgeleiteten verhaltenswissenschaftlichen Erkenntnisse sind im Ansatz des Achtsamen Organisierens verdichtet und im MindSet für die Soziale Arbeit praxiserprobt aufbereitet.
Fabian Brückner ist M.A. Sozial- und Organisationspädagoge und promoviert zu hochzuverlässigen Organisationen am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim (ehem. Stipendiat des Landes Niedersachsen).
Er ist seit 2011 Berater bei ICL – Interventions for Corporate Learning GmbH (Berlin), arbeitet zudem seit 2008 mit PE-Solution (Braunschweig), seit 2006 mit der ArtSet Forschung, Bildung Beratung GmbH (Hannover) zusammen und übt seit 2014 Lehrtätigkeiten am Institut für interdisziplinäre Arbeitswissenschaften der Leibniz Universität Hannover aus.
Seine Beratungsschwerpunkte sind angewandte Organisationsforschung, High Reliability Organizing, reflexive Qualitäts- und Organisationentwicklung sowie Managementdiagnostik.
Das Kinderschutz-Zentrum Köln ist eine Einrichtung, die Kindern und ihren Eltern in Fällen von Gewalt oder schwerwiegenden Krisen in der Familie Hilfe anbietet. Nach wie vor ist eine systemische Perspektive Grundlage der Arbeit und des Hilfeverständnisses. Dementsprechend kommt es bei dem schwierigen Abwägungsprozess zwischen der Gefährdung des Wohls eines Kindes und seinem Recht und seinem Interesse, in seiner Familie aufzuwachsen, nicht nur auf die Einschätzung von gefährdendem Verhalten gegenüber Kindern oder anderen Familienangehörigen an, sondern auf das Verständnis der Beziehungszusammenhänge auf unterschiedlichen Ebenen:
• Familiendynamik im Kontext eines mehrgenerationalen Beziehungssystems
• psychosoziale Bedingungen der Familie und ihres Umfelds
• Beziehung zwischen Helfern und den verschiedenen Familienmitgliedern vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Problemkonstruktion
• eine öffentliche Aufmerksamkeit und ein gesellschaftlicher Diskurs, die z.T. durch Dramatisierung und eine ausschließliche Täter/ Opfer Perspektive gesteuert werden und der einen hohen Druck auf Familien und auf die Fachleute im Hilfesystem ausüben
• explizite und implizite auch gesetzlich gefasste Aufträge sozialer Kontrolle, in deren Rahmen die Hilfebeziehung häufig einen Zwangskontext darstellt.
Vor diesem Hintergrund stellt eine beraterisch-therapeutische Haltung eine fachliche Herausforderung dar, die
all diese Zusammenhänge berücksichtigt,
Verantwortung für den Schutz des Kindeswohls übernimmt,
transparent und unter Beachtung der Vertraulichkeit vorgeht,
die Eltern und die Kinder als ernst zu nehmende Subjekte im Dialog anspricht,
gegenüber der starken affektiven Aufladung, die mit allen Formen von Gewaltandrohung und –handeln einhergeht, eine engagierte und zugleich reflexive Distanz einnimmt.
Die Referenten haben diese Positionierung im Lehrbuch von Tom Levold und Michael Wirsching1dargestellt. Im Workshop möchten wir sie anhand von Fallsituationen (gerne auch der Teilnehmer*innen) verdeutlichen und gemeinsam diskutieren.
Renate Blum-Maurice,
Dipl. Sozialwissenschaftlerin und Dipl. Psychologin (F), analytisch-systemische Familientherapeutin (APF). Seit 1989 Familien- und Kindertherapeutin im Kinderschutz-Zentrum Köln, fachliche Leiterin von 1997 - 2017. Vorher berufliche Erfahrungen in der Heimerziehung dissozialer Jugendlicher, in kinder-und familientherapeutischer Arbeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie als Dozentin an der Fachhochschule für Sozial- und Heilpädagogik in St. Etienne (F) und in der familientherapeutischen Ausbildung, Supervisorin in Einrichtungen der Jugendhilfe.
Jürgen Pfitzner,
Dipl. Sozialpädagoge und analytisch-systemischer Familientherapeut (APF)
Seit 1982 Mitarbeiter des Kinderschutz-Zentrums Köln, dort im Therapeutenteam.
Schwerpunkt: Familienberatung und Familientherapie in Fällen von Gewalt in der Familie.
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1 Tom Levold/ Michael Wirsching (Hrsg.): Systemische Therapie und Beratung – das große Lehrbuch. Carl Auer Heidelberg 2016
Untertitel: Veränderte Umgangsweisen mit Sexualität - neue Herausforderungen für die Jugendhilfe
Mit Internet und digitalen Endgeräten bewegen sich Jugendliche immer autonomer in der Welt der Medien. Dabei bieten sich ihnen nicht nur neue Möglichkeiten zur Information und Orientierung, Austausch und Vernetzung, auch die Gefahren haben sich erweitert. Fokussiert auf den Bereich der sexuellen Entwicklung im Jugendalter gibt der Workshop einen Überblick zu den aktuellen Chancen und Risiken des Umgangs mit sexualitätsbezogenen Medieninhalten und formuliert Herausforderungen für die präventive Arbeit, die daran orientiert ist, Jugendliche bei der Entwicklung einer verantwortungsvollen, selbstbestimmten und gleichberechtigten Sexualität der Geschlechter zu unterstützen.
Dr. Daniel Hajok, geb. 1970, ist Kommunikations- und Medienwissenschaftler. Nach seinen wissenschaftlichen Tätigkeiten an der Uni Leipzig und FU Berlin und seiner Promotion 2004 zum Dr. phil. hat er die Arbeitsgemeinschaft Kindheit, Jugend und neue Medien (AKJM) mitbegründet. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen seit dem im Kinder- und Jugendmedienschutz sowie in der medienwissenschaftlichen und medienpädagogischen Forschung. Er lehrt an mehreren Hochschulen und Universitäten. Neben Gutachten und Expertisen zu aktuellen Problembereichen des Kinder- und Jugendmedienschutzes hat er bereits zahlreiche Fachbeiträge zum Spannungsfeld „Kindheit – Jugend – Medien“ publiziert und eine Vielzahl von praxisnahen Vorträgen und Workshops mit unterschiedlichen Zielgruppen durchgeführt.
Netzwerke Frühe Hilfen verbinden die subjektiven Wirklichkeiten von Fachkräften und Adressaten unterschiedlicher Leistungssysteme miteinander. Niedrigschwellige Angebote für Familien als allgemeine, voraussetzungslose Förderung von Eltern-Kind-Bindung, Gesundheit, Bildung und Erziehung sollen schon früh im Lebensalter greifen und eine stärkende Wirkung entfalten. Wie aber erleben Familien und Fachkräfte das System Frühe Hilfen? Welche Wirkfaktoren spielen in den vielfältigen Begegnungs- und Erfahrungsräumen eine Rolle? Wie verändern sich Blickwinkel, Haltung und professionelles Selbstverständnis? Was belastet und was entlastet den Erziehungs- und Berufsalltag der beteiligten Menschen?
Evaluationsergebnisse aus der kommunalen Praxis bilden die Grundlage für eine spannende Diskussion über „Frühe Hilfen“ und den einhergehenden Paradigmenwechsel im Sozialsystem.
Karolin Königsfeld, Jahrgang 1963, Dipl. Sozialarbeiterin, Kinderschutzfachkraft, seit 1987 beschäftigt im Jugendamt der Stadt Hürth
1987 – 1992 Allgemeiner Sozialer Dienst, Bezirkssozialarbeit
1992 -2005 Aufbau des Arbeitsbereichs „Ambulante Hilfen“, Erziehungsbeistandschaft und Soziale Gruppenarbeit mit Kindern/Jugendlichen aus Obdachlosenunterkünften
seit 2005 Aufbau der Präventionsstelle, Soziales Frühwarnsystem, Kinderschutzkonzept, Netzwerkkoordination Frühe Hilfen und Angebotsentwicklung zur allgemeinen Förderung der Erziehung in der Familie, Familienbildung, -beratung, -erholung
seit 2011 nebenberufliche Lehrbeauftragte an der Technischen Hochschule Köln, Studiengänge Soziale Arbeit und Pädagogik der Kindheit und Familienbildung
seit 2014 Mitarbeit im Beirat der Landeskoordinierungsstelle Frühe Hilfen NRW
2015-2017 Mitarbeit im Projekt „Werkstatt Familienerholung“ der BAG Familienerholung, unterstützt vom BMFSFJ
Ehrenamtliche Tätigkeiten:
seit 1993 Vorstandstätigkeit im DKSB, OV Hürth e.V.
seit 2011 div. Publikationen in Fachbüchern und -zeitschriften
seit 2016 Vorstandstätigkeit in der BAG GuFH (Gesundheit und Frühe Hilfen)
Die unterstützende Begleitung ambulanter oder stationärer Jugendhilfe durch die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist nicht immer spannungsfrei aufgrund der unterschiedliche Perspektive der Beteiligten und der nicht immer ausreichenden gegenseitigen Wertschätzung.
In dem Workshop soll versucht werden, aus der Perspektive eines Kinder- und Jugendpsychiaters, eine Brücke zu begehen.
In dem Workshop sollen, ausgehend vom Primat pädagogischer Arbeit, Beispiele für Beiträge der Kinder- u. Jugendpsychiatrie unter Einbeziehung der kontrovers diskutierten pharmakologischen Interventionen besprochen werden. Dazu soll kurz ein Überblick über derartige Strategien gegeben werden.
Auf Wunsch können eigen Beispiel der Teilnehmenden diskutiert werden.
Dr. med. Klaus Mauer-Mucke
Facharzt für Kinder- und Jugendpsychi¬atrie und Pädiatriepsychotherapie; seit 1998 in eigener sozialpsychiatrischer Praxis für Kinder- und Jugendliche tätig.
Familie in Schule basiert auf dem Family Education- Programm des Marlborough Family Center (London), einem Programm aus dem Bereich der Multifamilientherapie, die wesentlich von Eia Asen entwickelt wurde. Der Multifamilientherapie liegt die Haltung zugrunde, Eltern als Experten für ihre Kinder anzusehen und sie darin zu unterstützten, Verantwortung für sie zu übernehmen.
Dem systemischen Verständnis folgend, dass sich z.B. Störungen und Symptome aus der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern in Wechselwirkung entwickeln und Ressourcen und Lösungen im Familiensystem vorhanden sind, aber noch nicht genutzt werden, nutzt das Familienklassenzimmer Elemente des MFT-Verfahrens im schulischen Bereich.
Eine methodische Erweiterung wird dadurch hergestellt, dass psychoedukative Elemente mit gruppentherapeutischen und systemischen Interventionen verbunden werden. Zusätzlich werden Elemente aus dem Elterncoaching nach Haim Omer genutzt, die vor allem die Entwicklung hilfreicher elterlicher Präsenz fördern.
Bei der Familienklasse handelt es sich -nicht notwendigerweise- um ein Angebot im Rahmen der Hilfen zur Erziehung, dessen Ziel es ist, dass verhaltensauffällige Kinder lernen, die Regeln der Schule zu akzeptieren und ihren Schulalltag zu bewältigen. Die Eltern unterstützen die Kinder aktiv dabei, sie machen aber auch eigene Lernprozesse, indem sie stärker Verantwortung für ihr Kind übernehmen und verstärkt in Kontakt mit Lehrkräften treten.
Mit der gemeinsamen Teilnahme von Kindern und Eltern an der Familienklasse soll eine positive Schulentwicklung ermöglicht, der Verbleib in der Regelklasse gesichert und Schulersatzprojekte vermieden werden.
Tobias Haselbusch, Diplom Heilpädagoge, Systemischer Therapeut,Sozialtherapeut, Elterncoach und Paartherapeut. Leitung des stationären Bereiches bei Perspektiven für Kinder gGmbH, Hürth. Langjährige Erfahrung im Bereich der stationären und ambulanten Jugendhilfe sowie Erlebnispädagogik. Schwerpunkte der Arbeit: Projektentwicklung von Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe, Aufbau von stationären Angeboten der Jugendhilfe.
Hartmut Reisdorf, Diplom-Sozialpädagoge, Psychoanalytisch-systemischer Therapeut, Supervisor (APF) und Dozent für Systemische Beratung (APF/SG).
Geschäftsführende Leitung der Perspektiven für Kinder gGmbH, Hürth.
Schwerpunkte der Arbeit: Leitung, Entwicklung und Organisation, Systemische Therapie, Fortbildung. Langjährige Tätigkeit im stationären Bereich der Kinder-und Jugendhilfe. Entwicklung und Aufbau Flexibler Hilfen in verschiedenen Regionen. Entwicklung, Gründung und Aufbau des freien Trägers der Kinder- und Jugendhilfe: Perspektiven für Kinder, mit stationären, ambulanten und aufsuchenden Angeboten.
Dieser Workshop lädt Sie dazu ein, körper- und bewegungstherapeutische Ansätze und Interventionen kennen zu lernen. Im Fokus steht dabei die Frage, wie die Arbeit mit dem Körper und dem Medium Bewegung gezielt und wirksam in systemische Therapie- und Beratungsprozesse einbezogen werden kann. Verschiedene Übungen und methodische Vorgehensweisen werden hierzu vorgestellt, am „eigenen Leib“ erprobt und ihre Einsatz- und Transfermöglichkeiten für unterschiedliche Settings interaktiv diskutiert.
Till Thimme, Diplom-Sportwissenschaftler, Gestalttherapeut für Kinder- und Jugendliche, Psychoanalytisch-systemischer Therapeut i.A. (APF), Koordination des Fachbereiches für Bewegungs-, Sport- und Körpertherapie der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der LVR-Klinik Bonn
Abstracts der Workshop der APF/SG-Jubiläums-Tagung 2018
Nachmittag 14.30 bis 18 Uhr
Ein Workshop mit echtem Werkstattcharakter. Teilnehmende bringen konkrete Situationen mit Familien ein. Im Rollenspiel wird mit verschiedenen Methoden und Techniken experimentiert. Brainstorming in Aktion: Alles, was einfällt, kann ausprobiert werden. Ein Möglichkeitsraum. Die Teilnehmenden nehmen aus dem Spiel mit, was sie wollen (Was geht? Was passt? Was ist sinnvoll und angemessen?).
Literatur: Jan Bleckwedel (2008). Systemische Therapie in Aktion. Kreative Methoden in der Arbeit mit Familien und Paaren. Vandenhoek&Ruprecht, Göttingen.
Jan Bleckwedel ist Psychologischer Psychotherapeut und Supervisor. Seit vielen Jahren bildet er Paar-und Familientherapeuten/-innen und Supervisoren/-innen aus, zuletzt in China;
mehr: www.janbleckwedel.de
Ein Aufnahme- und Clearingverfahren für Jugendamt, Jugendhilfe und Schule
• Sie wollen, dass Kinder, Jugendliche und Eltern sich selbstbestimmt und selbstwirksam fühlen?
• Sie wollen, dass diese so kooperativ wie möglich mitarbeiten und sich ernst genommen fühlen?
• Sie wollen, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbstverantwortlich handeln?
• Sie suchen ein Instrument, das die Qualität der Arbeit aus sich selbst heraus sichert, unterstützt und fördert?
• Sie wollen für sich selbst ein Arbeitsinstrument, dass ihre praktische Arbeit erleichtert?
• Sie unterstützen die Idee, dass Sprache, Visualisierung und Bewegung zusammen die Idealform ist, um zu lernen, zu begreifen und zu verinnerlichen?
• Sie wollen eine Plattform haben, die Kinder, Jugendliche und Eltern bestmöglich mitnimmt und sowohl Klärung, als auch Entwicklungsfindung fokussiert?
• Sie wollen ein Modell, das seit 23 Jahren erfolgreich in der Praxis arbeitet und mit den Ideen einfach, klar und gut wirkt?
• Sie wollen die Möglichkeit, dies bei Ihnen einzuführen und dabei fachkundig unterstützt zu werden mit der Idee: genial einfach – einfach genial
• Sie möchten einen Workshop nutzen mit viel Praxis und wenig Powerpoint?
Sie sind herzlich willkommen. Ich freue mich auf Sie.
Nach einem praktischen Einstieg in die Themen „Haltung“, „Wahrheit“ und „Sichtweisen“ nehme ich sie mit in die Welt der „Lösungsfokussierten Jugendhilfe“.
Neben der Beschäftigung mit dem lösungsfokussierten Modell erfahren Sie den Einsatz des Entwicklungs-Ziel-Gespräches als Aufnahme- und Clearingverfahren.
Sie bekommen einen handlungskonkreten Eindruck dieses Modells in seinen ersten Schritten mit Arbeitsmaterialien, die im letzten Fachbuch von mir noch nicht veröffentlicht wurden.
Tido Cammenga
Gründung der Familientherapeutischen Einrichtung flientje als erste ganzheitlich lösungsfokussiert arbeitende, mehrfach zertifizierte und ausgezeichnete Jugendhilfeeinrichtung in Deutschland, mit zeitlicher Begrenzung in Orientierung an den zu Beginn vereinbarten Zielen und Aufträgen.
Institutsleitung des Zentrums für lösungsfokussierte Beratung, Supervision und Bildung „ZLB Drehpunkt“.
Neustes Fachbuch: Wundersame Wandlungen zur Selbstwirksamkeit (2016)
Studienabschlüsse und Ausbildungen in den Bereichen Pädagogik, Therapie, Supervision und Organisationsentwicklung
Seit 2007 besteht die Kooperation zwischen der Ärztlichen Kinderschutzambulanz Münster und der Intensivgruppe 14 im Rahmen freiheitsentziehender Maßnahmen für sexuell übergriffige und grenzverletzende männliche Kinder und Jugendliche (ab 12 Jahren) der Alexianer Martinistift GmbH in Nottuln-Appelhülsen.
Mittlerweile gibt es zwei weitere Intensivgruppen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, die sexuell grenzverletzendes Verhalten gezeigt haben und die ein jüngeres Aufnahmealter haben (10 - 13 Jahre) bzw. kognitiv beeinträchtigt oder seelisch behindert sind. Die Therapeuten kommen wöchentlich einen Tag zur "Inhouse-Therapie" in die Gruppen und arbeiten mit den dort untergebrachten Jugendlichen und dem Pädagogenteam.
In dem Workshop wird die pädagogisch-therapeutische Zusammenarbeit u.a. anhand von Fallbeispielen dargestellt.
Susanne Egerding, Diplom-Sozialarbeiterin, Psychoanalytisch-Systemische Therapeutin (APF), Dozentin für Systemische Beratung (SG) und im Bereich Kinder- und Jugendlichentherapie, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin (KJP), Spezielle Psychotraumatherapeutin bei Kindern und Jugendlichen (DeGPT), 2. Vorsitzende der APF.
Seit 1983 Arbeit mit Opfern und Tätern (und deren Familien) in Fällen von Kindesmisshandlung in Kinderschutz-Beratungsstellen, seit 1992 Fortbildnerin und Fallsupervisorin, seit 2011 Beratung und Therapie, Gruppenarbeit und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie in eigener Praxis gemeinsam mit Almut Lessenich in Köln, seit 2014 auch in Münster.
Sven Homann, Dipl. Sozialarbeiter,Therapeut für Opfergerechte Täterarbeit (DGfPI e.V./ in Ausbildung), Berater für Teams, Gruppen, Mitarbeiter der Alexianer Martinistift GmbH, insbesondere in der Arbeit mit sexuell übergriffigen und auffälligen Kindern und Jugendlichen.
2003 bis 2006, Diplom- Sozialarbeiter in der Justizvollzugsanstalt Münster,
2006 bis 2009 pädagogischer Mitarbeiter in der Intensivgruppe 14 im Rahmen freiheitsentziehender Maßnahmen für sexuell übergriffige und grenzverletzende männliche Kinder und Jugendliche der Alexianer Martinistift GmbH.
Dezember 2009 bis August 2016 Gruppenleiter der Intensivgruppe 14, seit September 2016 Begleitung und Beratung von Teams, Gruppen, Mitarbeitern etc., insbesondere in der Arbeit mit sexuell übergriffigen und auffälligen Kindern und Jugendlichen.
Wenden Eltern sich an das Jugendamt, weil sie Unterstützung bei der Erziehung ihrer Kinder benötigen, ist die Auftragslage meist relativ klar. Es kann an den Zielen der Familie gearbeitet werden und wenn die Eltern keine Unterstützung mehr benötigen, wird die Hilfe beendet.
Was aber, wenn Dritte (Schule, Kita, Jugendamt, Gesundheitsdienste ...) ein Problem in der Familie sehen, diese aber nicht? Wie kann man dann einen Erfolg versprechenden Beratungs- oder Therapieprozess beginnen? Was tun, wenn die Eltern skeptisch oder unmotiviert wirken? Müssen Therapie und Beratung nicht freiwillig in Anspruch genommen werden, um hilfreich zu sein? Wie kann ich mich als beteiligte Professionelle (im Jugendamt oder bei einem freien Träger) im Auftragsdreieck Familie – Fachkraft – Jugendamt positionieren?
Diesen Fragen wird im Workshop nachgegangen. Input, gemeinsam üben und Austausch sollen helfen, Zwangskontext als Chance für Veränderung zu begreifen und anzuwenden.
Hartmut Epple, Diplom-Psychologe, Systemischer Paar- und Familientherapeut (SG), Organisationsberater (isbb)
Seit 1992 Sozial- und familientherapeutische Arbeit in unterschiedlichsten Kontexten der systemischen Jugendhilfe (stationär, teilstationär, ambulant); Entwicklung und Durchführung innovativer Konzepte der Hilfen zur Erziehung.
Seit 1996 Paar- und Familientherapeut in freier Praxis.
1997 – 2011 Gründungsgesellschafter der Praxisgemeinschaft A.m.S.e.l., einem Jugendhilfeträger in Berlin. Großer regionaler Anbieter von Aufsuchender Familientherapie (AFT).
Seit 2006 Elterncoach v.a. Im Rahmen von Aufsuchender Familientherapie.
2006 – 2011 Geschäftsführung Praxisgemeinschaft A.m.S.e.l.
Seit 1991 in unterschiedlichen Kontexten als Dozent. Themen: Diagnostik und Kommunikation, Systemische Therapie und –beratung, Aufsuchende Familientherapie, Neue Autorität, Netzwerkarbeit, Auftragsklärung, Zwangskontext, Elternarbeit, (gesund) Führen.
Seit 2003 Supervisor und Coach mit dem Schwerpunkt Jugendhilfe.
Seit 2006 Mediator bei Familienkonflikten und in Unternehmen im Profit- und Non-Profit-Bereich.
Seit 2011 Vorstandsmitglied der Systemischen Gesellschaft, Deutscher Verband für systemische Forschung, Therapie, Supervision und Beratung e.V.
Seit 2011 Mitglied des Lehrteams am INSA - Institut für Systemisches Arbeiten Berlin: Weiterbildung systemischer Berater/innen und Therapeut/innen.
Seit 2012 Aufsuchende Familientherapie bei INSA Berlin GmbH.
2011 Gründung epple beratung, Personal- und Organisationsentwicklung.
2012 Gründung der Berliner Praxis für Systemische Therapie gemeinsam mit Gertrud Schäpe.
Gemeinsam wollen wir eine effektive, klientenbezogene Kooperation zwischen einer großen Versorgungsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und einer großen Jugendhilfeeinrichtung beispielhaft vorstellen. Es wird über Erfahrungen berichtet vor Erstellung eines systematischen Kooperationsvertrages sowie in den Jahren nach dieser gemeinsamen vertraglichen Basis. Wir werden die Vorteile einer strukturierten Zusammenarbeit herausarbeiten sowie mögliche Fallstricke und Schwierigkeiten benennen. Auf dieser Basis soll eine lebhafte Diskussion entstehen.
Dr. med. C.-R. Haas, Facharzt für Neurologie, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie, ärztlicher Direktor der LWL-Klinik Marl-Sinsen sowie der LWL-Klinik Dortmund, Elisabeth Klinik, Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Lehrbeauftragter an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, langjähriger Supervisor, Dozent an mehreren Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapiebildungsinstituten.
Heinrich Bolle, Studium der Sozialpädagogik (GH Essen), Supervisor (DGSv), dialogischer Qualitätsentwickler (Kronberger Kreis für Qualitätsentwicklung), Mediator (Ruhruniversität Bochum), Deeskalationstrainer (ProDeMa)
Tätigkeiten in der stationären Jugendhilfe: Gruppenpädagoge, Bereichsleiter, Leiter eines Heims für Kinder und Jugendliche, Päd. Geschäftsführer der Alexianer Martinistift GmbH, Mitglied der fokusgruppe Jugendhilfe – Psychiatrie beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Nebenberuflich tätig als Supervisor und Fortbildungsreferent.
In der Sozialen Arbeit generell und in der Kinder- und Jugendhilfe speziell werden Themen wie Partizipation und Inklusion sowie Hilfe zur Selbsthilfe, Ressourcen- und Lösungsorientierung seit jeher großgeschrieben. Dennoch zeigen sich zahlreiche Nebenfolgen professioneller Sozialer Arbeit, die etwa darin bestehen, dass die Nutzer*innen sozialarbeiterischer Leistungen Abhängigkeiten vom professionellen Hilfesystem entwickeln. Sicherlich hat dies Gründe, die nicht nur in der Sozialen Arbeit selbst liegen, sondern mit den prekären Lebensbedingungen vieler Nutzer*innen der Kinder- und Jugendhilfe zu tun haben. In diesem Workshop jedoch wollen selbstreflexiv unsere eigenen Anteile an diesen Abhängigkeitsverhältnissen betrachten. Wir wollen schließlich alternative Konzepte sichten, die bereits durch ihre theoretische Basis, ihre methodische Ausführung und professionelle Grundhaltung die Wahrscheinlichkeit von Abhängigkeitsbeziehungen vom professionellen Hilfesystem reduzieren können. Solche Konzepte transportieren zudem ein neues Verständnis der Sozialen Arbeit. Demnach sollte es Sozialarbeiter*innen nicht darum gehen, Probleme zu lösen, sondern Menschen, die unter Problemen leiden, so zu unterstützen, dass diese Gemeinschaften und Netzwerke gegenseitiger Hilfe und Unterstützung bilden, in denen sich solidarische Beziehungen entwickeln können.
Prof. Dr. Heiko Kleve
1976-1986 Realschulabschluss (Polytechnische Oberschule Brüel in Meckl.)
1986-1988 Berufsausbildung zum Facharbeiter für Datenverarbeitung (Datenverarbeitungskaufmann)
1991-1992 Oberstufenzentrum für Industrie und Datenverarbeitung/Erlangung der Fachhochschulreife
1992-1996 Studium der Sozialen Arbeit (Sozialarbeit/Sozialpädagogik) an der Alice-Salomon-Fachhochschule Berlin (ASFH); Abschluss: Diplom-Sozialarbeiter/Sozialpädagoge (FH)
1997-1999 Studium der Sozialwissenschaften (Soziologie, Politologie und Philosophie) an der Humboldt-Universität zu Berlin
1998 Promotion zum Dr. phil. im Fach Soziologie an der Freien Universität Berlin („summa cum laude“) bei Prof. Dr. habil. Reinhart Wolff, ASFH Berlin/FU Berlin und Univ.-Prof. Dr. Dietmar Kamper (1936-2001), FU Berlin
Berufliche Tätigkeiten und Positionen
1988-1990 Operator im Datenverarbeitungszentrum/Statistik Berlin (unterbrochen durch den Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee der DDR von November 1989 – März 1990)
1996-1997 Sozialarbeiter/Sozialpädagoge im Berufspraktikum zur Erlangung der staatlichen Anerkennung als Sozialarbeiter/Sozialpädagoge beim Bezirksamt Reinickendorf von Berlin (Allgemeiner Sozialpädagogischer Dienst) und beim Berliner Institut für Familientherapie e.V.
1997-2001 selbstständiger Sozialpädagoge in den ambulanten Hilfen zur Erziehung (Betreuungshilfe, SPFH, intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung) sowie in der aufsuchenden Sozialpsychiatrie (Eingliederungshilfe)
seit 1997 Dozent und Trainer sowie Berater und Coach für Einzelne, Familien, Gruppen, Teams und Organisationen/Unternehmen
seit 1998 Lehrbeauftragter – u.a. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Fachhochschule Cottbus, der Fachhochschule Neubrandenburg, der Katholischen Hochschule Berlin, der Donau-Universität Krems
1999-2002 zunächst Gastdozent, dann Gastprofessor für Sozialwissenschaften und Soziale Arbeit an der Alice-Salomon-Hochschule Berlinmit den Schwerpunkten Theorien und Methoden Sozialer Arbeit
2002-2005 Professor für Theorie und Geschichte der Sozialen Arbeit an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin
seit 04/2005 Professor für soziologische und sozialpsychologische Grundlagen der Sozialen Arbeit am Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften der Fachhochschule Potsdam
05/2006-09/2007 Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Beratung und Supervision Aachen (ibs)
2009-05/2014 Vorsitzender des Direktoriums der Zentralen Einrichtung Weiterbildung (ZEW) der FH Potsdam
04/2010-03/2013 Prodekan am Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften der FH Potsdam
04/2013-03/2017 Dekan am Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften der FH Potsdam
2016 Ruf auf die Professur für Beratungswissenschaften an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit – Standort Schwerin (abgelehnt)
2016 Ruf auf den Stiftungslehrstuhl für Organisation und Entwicklung von Unternehmerfamilien am Wittener Institut für Familienunternehmen, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. private Universität Witten/Herdecke
Zusatzqualifikationen
Seit 2001 Konflikt-Mediator (Alice-Salomon-Hochschule Berlin)
Seit 2003 Systemischer Berater (DGSF) (Gesellschaft für Systemische Therapie und Organisationsentwicklung)
Seit 2004 Case Manager und Case Management Ausbilder (DGCC)
Seit 2007 Supervisor/Coach (DGSv)
Seit 2009 Systemischer Supervisor (SG)
Seit 2016 Lehrender Supervisor (SG)
Auszeichnungen
1997 Joachim-Tiburtius-Preis des Senats von Berlin in Anerkennung der hervorragenden Diplomarbeit „Soziale Arbeit und Konstruktivismus“
2003 Preis für hervorragende Leistungen in der Lehre der Alice-Salomon-Hochschule Berlin
Mitgliedschaften
Systemische Gesellschaft. Deutscher Verband für systemische Forschung, Therapie, Supervision und Beratung (SG)
Deutsche Gesellschaft für Supervision (DGSv)
Deutsche Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC)
Deutsche Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA)
Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft
Mitgliedschaften in Beiräten
Wissenschaftlicher Beirat des Carl-Auer-Verlags Heidelberg, dort auch Herausgeber der Reihe Systemische Soziale Arbeit
Mitglied im Reaktionsbeirat der Zeitschrift „Systeme“. Interdisziplinäre Zeitschrift für systemtheoretisch orientierte Forschung und Praxis in den Humanwissenschaften
Mitglied im Beirat des Journals der Deutschen Gesellschaft für systemische Soziale Arbeit
Traumatisierende Erfahrungen sind "langlebig" und "raumgreifend". Sie wirken in familiäre und andere Beziehungen hinein, mischen Institutionen auf, verbreiten Stress, Gefühle der Unsicherheit und Leid. In unserer pädagogischen, therapeutischen und/oder beratenden Arbeit werden wir mit den Auswirkungen traumatisierender Lebensereignisse konfrontiert.
Die Konfrontation mit den individuellen und interaktionellen Reaktionen der Mädchen und Jungen, das oft extreme Verhalten von traumatisierten Kindern und Jugendlichen strengt an. In der pädagogischen Arbeit mit traumatisierten Menschen bedeutet die Beziehungsgestaltung für die MitarbeiterInnen eine beständige Herausforderung:
• Für traumatisierte Kinder und Jugendlichen ist Nähe zu anderen Menschen notwendig, um sich sicher zu fühlen, gleichzeitig bereitet sie den jungen Menschen Angst und führt zu oft aggressiver Abwehr.
• Dies bedeutet für die PädagogInnen eine fortlaufende Gratwanderung - um in der Arbeitsbeziehung handlungsfähig zu bleiben, ist es erforderlich, zwischen sich einlassender Beziehung und sich zurücknehmender Distanz zu balancieren.
Die Auswirkungen dieser Arbeit auf die PädagogInnen und Möglichkeiten der Prävention Sekundärer Traumatisierung sind Inhalte des Workshops. Neben fachlichem Input werden Strategien vorgestellt, die im Umgang mit Sekundärer Traumatisierung und Burnout-Symptomen hilfreich sind.
Peter Luitjens, Diplom-Pädagoge; systemischer Lehrtherapeut (SG), systemischer Kinder- und Jugendlichentherapeut (SG), Supervisor (SG); Yogalehrer (traumasensibler Yoga); Traumafachberatung (DeGPT/BAG-TP), Traumatherapie (PITT); seit 2000 Leitung „Zentrum für systemische Beratung und Therapie“ in Weyhe/ Bremen; Begleitung traumatisierter Kinder, Jugendlicher und ihrer Familien und Traumafach¬beratung; Leiter Ausbildungsinstitut für Systemische Traumapädagogik, Weiterbildungstätigkeit im In- und Ausland
Buchveröffentlichung zum Thema:
Renate Jegodtka/Peter Luitjens (2016): Systemische Traumapädagogik - Traumasensible Begleitung und Beratung in psychosozialen Arbeitsfeldern Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen)
homepage: www.systemische-traumapaedagogik.de
Der Workshop beleuchtet einführend die digitale Medienentwicklung der letzten Jahre mit dem Fokus auf Kommunikations- und Unterhaltungstechnologien. Die inzwischen wissenschaftlich formulierten Konzepte von missbräuchlicher und abhängiger Mediennutzung werden mit den Begriffen Medienangst und Generationenkonflikt in Verbindung gesetzt und kontextspezifisch bezüglich der Pathologiethese kritisch reflektiert.
Anhand aktueller Forschungsergebnisse und Erfahrungen aus ambulanten, teil- und vollstationären Bezügen werden Ansätze der Diagnostik, Beratung und Behandlung vorgestellt mit dem Ziel Anregungen zu einer praktisch integrativ orientierten Arbeit ohne Ausklammerung medialer Lebenswelten zu geben.
Philipp Theis, Diplom Sozialpädagoge/ Sozialarbeiter in Weiterbildung zum Kinder- und Jugendpsychotherapeuten (VT), mehrjährige Beratungstätigkeit im Projekt Real Life, DW Kassel für den Bereich Medienmissbrauch-Medienabhängigkeit.
Seit 2010 in der Vitos Klinik Bad Wilhelmshöhe (KJP) mit dem Schwerpunkt der tagesklinischen Behandlung medienassoziierter Störungen, Dozententätigkeit und Lehrbeauftragter CVJM Fachhochschule, IVV, StIF, NLS, Mitglied im Fachverband Medienabhängigkeit.